Raumvorstellung bei den Tubu in Ostniger
Förderung: DFG - Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: November 2013 bis Januar 2017
Projektleitung und Durchführung: Dr. Tilman Musch
Angesiedelt am Lehrstuhl für Ethnologie Afrikas (Prof. Dr. Georg Klute)
Kurzbeschreibung:
Die Tubu leben auf den Hoheitsgebieten der Staaten Niger, Libyen und Tschad und betreiben vor allem nomadische Weidewirtschaft. Man unterscheidet bei den Tubu in Ostnigergrob zwei "Gruppen": die Teda, die Gebiete der Sahara und Grenzgebiete der Sahelzone zu dieser besiedeln und hauptsächlich Kamelhalter sind; und die Daza, die im Süden der von den Teda bewohnten Gebiete hauptsächlich Rinderhaltung betreiben, nun aber auch zu Kamelhaltern werden (Chapelle 1957: Nomadesnoirs du Sahara). In Niger leben Tubu hauptsächlich in den Regionen Diffa (Manga), Agadez (Kawar, Djado) und Zinder (Gouré, Tanout, Termit). Das Forschungsprojekt befasst sich vor allem mit Raumvorstellungen und Mobilität der Teda und versucht dabei, einen Beitrag zur Raumanthropologie zu leisten.
Raum ist mehr als nur eine Sachdimension, die "keine Informationen über räumliche Differenzierungen" enthält (Schroer 2006: 158: Räume, Orte, Grenzen), sondern, wie auch Zeit, eine kulturelle und soziale Kategorie, die ständig neu geschaffen werden muss (Löw 2001: Raumsoziologie; Schroer 2006). Diese Vorstellung von Raum als kultureller und sozialer Kategorie liegt auch dem Forschungsprojekt zugrunde: Raum, in diesem Falle die pastorale Zone Ostnigers, ist ein von Menschen bewohnter oder zumindest konzeptualisierter Raum. Inzwischen historische Ereignisse, wie z.B. die Kolonisierung, aber auch aktuelle soziale, politische oder wirtschaftliche Prozesse tragen und trugen zu einer Modifikation der Kategorie Raum bei. Einen solchen Wandel von Raumordnungen zu untersuchen, ist Ziel des Projektes. Besonderes Interesse gilt dem Aushandeln von (neuem) Raum unter verschiedenen Akteuren, der Orientierung im Raum sowie Diskursen der Tubu zu Raum und Territorialität. Eine Grundannahme ist dabei, dass solche Diskurse, entgegen Meinungen aus der politischen Anthropologie (z.B. Geschiere 2009: The PerilsofBelonging), nicht etwa inhaltsleer sind, sondern in konkretem Bezug zu Raum stehen und nur in diesem Bezug verstanden werden können.